Garlic Attacks II

Tief im Herzen eines frühlingsfrischen Waldes verließ ich den Weg, angelockt vom Rascheln der Blätter und dem verdächtig filmreifen Spiel des Sonnenlichts durch das Blätterdach. Ich rechnete mit Vogelgezwitscher, vielleicht einem Eichhörnchen mit Attitüde – aber stattdessen geriet ich in einen Hinterhalt.
Nicht von Trollen. Nicht von Elfen. Sondern von Knoblauch. Ja, wirklich: Knoblauch.
Vor mir lag ein riesiger, leuchtender Teppich aus wildem Bärlauch (Allium ursinum, für die Botaniker unter uns), der sich wie ein grün-weißes Disco-Parkett über den Waldboden zog. Die Blüten wippten sanft im Wind, jede einzelne wie ein kleiner weißer Stern, der das Sonnenlicht einfing. Es sah friedlich aus. Unschuldig. Fast zu still.
Und dann traf es mich wie ein Faustschlag – der Geruch. Aber nicht die knoblauchige Keule, auf die ich mich innerlich eingestellt hatte. Nein, es war… süß. Zart. Als hätte sich der Knoblauch einen Wellnesstag gegönnt und sei in einem Blumenkleid zurückgekehrt. Völlig unerwartet. Ich hatte mit kulinarischer Wucht gerechnet, bekam aber einen duftigen Frühlingsgruß.
Um mich herum begann es zu summen. Bienen, Fliegen, vielleicht auch ein paar aromatisch verwirrte Schmetterlinge – alles schwirrte durcheinander. Es klang wie ein Insekten-Rave im Wald. Ich ging in die Hocke, die Kamera im Anschlag, und just in dem Moment, als ein Sonnenstrahl das Blätterdach durchbrach und die Szene wie auf einer Theaterbühne beleuchtete – klick.
So entstand „Garlic Attacks II“. Ein Schnappschuss voller unerwarteter Süße, Naturgewalt und einem leicht überforderten Fotografen.
Würde ich wieder kommen? Unbedingt. Aber nächstes Mal bringe ich Pasta mit.

