Ikone

Im Winter 2020 stand ich am zugefrorenen Ufer des Schiederweihers in Oberösterreich. Die Luft war still, das Wasser ein Spiegel aus Eis und Schnee, und in der Ferne erhob sich die majestätische Silhouette der Spitzmauer. Neben dem mächtigen Priel ist sie eines der wahren Wahrzeichen dieser Landschaft – fast 2.500 Meter hoch, mit einer Ostwand, die nahezu 800 Meter steil abfällt. Im Sommer ist diese Wand eine ernsthafte alpine Herausforderung, im Winter ein gefährlicher und unerbittlicher Aufstieg, der Ausdauer, Wissen und Instinkt von jedem verlangt, der sich daran wagt.
Ich stellte meine Kamera auf und hielt den Moment fest, beeindruckt von der rohen Kraft der Berge, die über dieser friedlichen Szene aufragten. Doch selbst während ich diese natürliche Idylle bewunderte, konnte ich den Schatten nicht ignorieren, der über ihr lag. Lokale Politiker, getrieben von Gier, drängen seit Langem darauf, dieses Tal in ein Golfresort zu verwandeln. Eine Abstimmung der lokalen Bevölkerung wurde umgangen, ein geschütztes historisches Haus, das im Weg stand, brannte unter verdächtigen Umständen nieder, und Weideland wurde illegal als Bauland umgewidmet.
Glücklicherweise sind die Österreicher hartnäckig, und der Fall ist nun vor dem Europäischen Gerichtshof gelandet. Ob die EU sich erneut als das zahnlose Spektakel erweisen wird, das viele in ihr sehen – nur den Eigeninteressen Weniger dienend – oder ob sie sich wirklich gegen solche Machenschaften wehren wird, bleibt abzuwarten. Hier in unserem Land mahlen die Mühlen der Justiz wie immer langsam und leise – und die Natur muss sich einmal mehr den Forderungen des Profits beugen.


