Beauty is in the Eye of the Beholder

Das Foto entstand in einer Zeit, als ich gerade erst begann, die Welt der Porträtfotografie zu entdecken. Es war eines meiner ersten Versuche, Momente und Emotionen durch die Linse einzufangen – und doch trug es für mich von Anfang an eine besondere Bedeutung in sich, denn die Frau auf dem Bild war nicht nur mein Modell, sondern auch meine damalige Partnerin, die heute – 5 Jahre später – meine Frau und die Mutter unseres Sohnes ist.
Mit diesem Bild wollte ich meinen ersten Versuch starten, den berühmten Rembrandt-Effekt in der Beleuchtung zu erzeugen. Inspiriert von den alten Meistern wollte ich das Gesicht halbseitig in weiches Licht tauchen und auf der anderen Seite einen charakteristischen Lichtdreieck-Effekt unter dem Auge erzeugen. Gleichzeitig versuchte ich, den Hintergrund auszublitzen, um ihre Silhouette noch stärker hervorzuheben und ihr Gesicht in den Mittelpunkt zu rücken.
Doch in der Praxis erwies sich das Vorhaben als schwieriger als gedacht. Der Rembrandt-Effekt ging gehörig in die Hose – das Licht setzte sich nicht so, wie ich es geplant hatte, und das charakteristische Dreieck blieb aus. Stattdessen entstand eine eher ungleichmäßige Schattenverteilung, die jedoch ungewollt eine geheimnisvolle Tiefe ins Bild brachte. Auch der Hintergrund wirkte weniger dramatisch als erhofft, doch rückblickend betrachtet verlieh gerade das dem Porträt eine schlichte, zeitlose Eleganz.
Ihre Augen blicken intensiv in die Ferne, als ob sie tief in Gedanken versunken wäre, während ein Hauch von Licht ihre Iris zum Leuchten bringt. Es scheint fast so, als würde sie durch die Kamera hindurchsehen und in eine Welt blicken, die nur sie sehen kann.
Trotz der technischen Fehler – oder vielleicht gerade wegen ihnen – strahlt das Porträt eine Authentizität aus, die ich heute nicht missen möchte. Damals, als ich dieses Foto aufnahm, hatte ich weder ausgefeilte Techniken noch viel Erfahrung in der Porträtfotografie – nur den Wunsch, die Schönheit und das Wesen des Menschen vor meiner Linse festzuhalten. Vielleicht ist es genau dieser ungeschliffene Blick, der das Bild so echt und unverfälscht macht.
Heute, wenn ich auf dieses Porträt schaue, sehe ich nicht nur den Beginn meiner fotografischen Reise, sondern auch einen eingefrorenen Moment in unserer gemeinsamen Geschichte. „Beauty is in the Eye of the Beholder“ – für mich bedeutet es, dass Schönheit nicht nur im Bild selbst liegt, sondern in all den Erinnerungen und Emotionen, die damit verbunden sind.

